Und so haben wir den kleinen Mann auf die Welt geschubst

Am 27. Oktober 2002 ging es los ......

In dieser Nacht wurden die Uhren von Sommer- auf Winterzeit umgestellt. So gegen 2:30 Uhr (Sommerzeit) wurde ich wach, weil die Wehen eingesetzt hatten. Ob es nun daran lag, dass ich am Tag zuvor 2 "Cocktails" getrunken hatte, um die Geburt endlich einzuleiten oder ob Linus es einfach satt hatte, uns nur zu hören, anstatt zu sehen, weiß ich nicht. Gegen 3:00 Uhr (Winterzeit) fuhren wir dann los in die Klinik. Die Wehen kamen etwa alle 5 Minuten. Mit Wehen im kurvigen Hochsauerland unterwegs zu sein ist kein Spaß ... als dann in Hemer noch die Hauptkreuzung irgendwie gesperrt war und wir einen Umweg fahren mussten, war ich nicht wirklich begeistert. Naja – was solls.

Gegen 3:45 Uhr waren wir dann in Dortmund in der Klinik angekommen und wirklich erleichtert. Außer uns war niemand da (natürlich eine Ärztin und die Hebammen – aber eben keine anderen werdenden Mamas), so dass wir einen der "großen" Kreißsääle (mit Wanne, Gebärhocker, Matte, Ball, ...) bekamen. Erst wurde also ein CTG geschrieben und die Nachtdienst-Hebamme bestätigte uns, dass unser kleiner Mann wohl an diesem Tag noch auf die Welt kommen wollte.

Nach dem CTG gingen wir zur Anmeldung und anschließend noch einige Bahnen auf dem Flur und die Wehen wurden immer heftiger. Ich habe Marc die Hände ordentlich zerquetscht!

Irgendwann durfte ich dann in die Badewanne. Dort konnte ich mit den Wehen am Besten umgehen. Hätten sie mich gelassen, dann säße ich wohl immer noch darin, aber nach 1,5 Stunden waren die Hebammen (mittlerweile der Frühdienst) der Meinung, dass sie wieder ein CTG bräuchten und ich dazu aus der Wanne heraus müsste.

Die nächste Stunde verbrachte ich dann auf dem Kreißbett und kämpfte mit heftigen Wehen.

Dann Untersuchung ... Linus hat sein Köpfchen nicht richtig eingestellt und kommt nicht ins Becken hinein. Also bekam ich einen Wehenhemmungs-Tropf, damit der Kleine nicht weiter so falsch auf den Beckeneingang drückt. Außerdem gab es eine Schmerzspritze, die allerdings gar nichts brachte.

Eine halbe Stunde später (es muss so gegen 12 Uhr gewesen sein) empfahl man mir dann eine PDA mit der Begründung, dass der Kleine das Köpfchen besser drehen kann, wenn ich entspannter bin. Gut – das habe ich dann gerne angenommen (war ohnehin mittlerweile ziemlich fertig). Das Legen der PDA war schrecklich. Die Anästhesistin war sehr unfreundlich und der Anästhesie-Pfleger gefiel mir auch nicht. Vor allem, weil aus seinem Kittel oben alle seine Brusthaare herausragten und er während des Legens der PDA meinen Kopf an seine Brust drückte (igitt!!!!!!!). Dann hatte die Ärztin es wohl eilig und hat nicht lange genug gewartet, bis das Lokalanästhetikum wirkte, so dass ich beim ersten Einstich heftig gezuckt habe. Da konnte ich gar nichts für – war eben Reflex, aber natürlich meckerte sie mich heftig an. Als die PDA dann lag, ging mein Kreislauf in den Keller (ob es an den Brusthaaren lag???) und ich bin fast kollabiert. Naja – irgendwann war auch das dann vorbei und ich war doch glücklich über diese Betäubung. Das CTG zeigte heftigste Wehen und ich merkte kaum Schmerzen. Wirklich schön.

Allerdings zog sich die Geburt immer weiter in die Länge ... nachdem der Kopf des Kleinen richtig im Becken lag, ging es nicht mehr weiter. Also wurde der Wehenhemmer-Tropf abgehängt und stattdessen ein Wehenförderungs-Tropf drangehängt.

Die Hebamme machte sich dann daran, die Fruchtblase zu sprengen. Das war kein leichtes Unterfangen, da die Blase sehr fest war. Mit den kleinen Widerhaken funktionierte es gar nicht, so dass sie schließlich das Gerät verwenden musste, das zur Blutentnahme aus dem kindlichen Köpfchen dient.

Etwas später nahm die Ärztin insgesamt 3mal Blut aus dem Köpfchen des Babys ab, weil es schien, dass seine Herztöne schlechter wurden durch die heftigen Wehen. Aber die Blutergebnisse waren in Ordnung (Gott sei Dank!). Und weiter ging das Warten!

Immer wieder kam die Hebamme herein und sagte: "Ich komme in 5 Minuten wieder und dann schauen wir mal, ob das Baby auf die Welt will!" Marc sagte daraufhin jedes Mal (und das war mindestens 5 mal) zu mir: “So, jetzt kommt der Endspurt!“ Dieser Endspurt zog sich dann aber noch bis nach 17:00 Uhr hin, als dann die Ärztin mit dem Oberarzt und der Hebamme herein kam und es ernst wurde. Mittlerweile war die PDA das dritte Mal aufgespritzt worden! Die letzten Minuten der Geburt waren die anstrengendsten und heftigsten. Bei der nächsten Wehe durfte ich pressen, während der Oberarzt von oben auf meinen Bauch drückte. Unglaublich ... ich dachte, dass ich das nicht überlebe. Die nächste Wehe folgte sehr schnell und wieder passierte das Gleiche. Aber Linus war immer noch nicht ganz da (man konnte aber das Köpfchen schon fühlen!). Jetzt hieß es: "Bei der nächsten Wehe noch einmal fest pressen, dann ist das Köpfchen da!" Ich war aber irgendwie unschlüssig ... "Wehe" bedeutet wieder, dass der Oberarzt auf meinen Bauch springt ... und "keine Wehe" bedeutet, dass der Druck im Scheidenbereich weiter so anhält und mich zerreißt ..... ich wollte also bitte eine dritte Möglichkeit!

Ich wusste nicht, was ich mir nun mehr wünschen sollte. Am Liebsten wäre ich an der Stelle "ausgestiegen" und heim gefahren! Die "Strafe" hierfür war wohl, dass die letzte Wehe fast 5 Minuten auf sich warten ließ!!!!!

Dafür kam der kleine Linus um 17:39 Uhr wir eine Kanonenkugel auf die Welt „geschossen“.

Und ich war sooooooooooooooooooooooo glücklich!!!!!!!

Nachdem Marc ihn abgenabelt hatte und Linus auf dem Bauch seiner glücklichen Mama lag, vernähte die Ärztin noch den Schnitt, den sie irgendwann gemacht hatte (ich habe das nicht mitbekommen) und meinen Schließmuskel, der sich auch verabschiedet hatte.

Erst so gegen 22:00 Uhr wurde Linus dann gewogen (2.730g) und gemessen (48 cm). Um 23 Uhr mussten wir uns dann erst mal verabschieden, weil er in die Kinderklinik verlegt wurde. Aufgrund meiner Bluterkrankung (Morbus Werlhoff) musste er dort zwei Nächte zur Beobachtung bleiben. Zum Glück sind seine Blutwerte bestens und er muss nun nicht mehr so oft gepiekst werden!

Am 4. Tag nach der Geburt sind wir dann entlassen worden!

Und hier könnt Ihr sehen, wie stolz meine Eltern waren, denn das hier ist meine Zeitungsanzeige: